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Wir haben unseren zweiten Ritter!
Am 6. Juni 2024 nahm unser Glasmeister Zdeněk Drobný den französischen Ehrentitel Chevalier de l'Ordre des Arts et des Lettres (Ritter des Ordens für Kunst und Literatur) entgegen.
Nur ein weiterer tschechischer Glasmacher wurde bislang mit dieser Ehre ausgezeichnet: der Moser-Graveur Tomáš Lesser im Jahr 2020. Beide befinden sich nun in wahrhaft herausragender Gesellschaft. So erhielten etwa der frühere Präsident und Dramatiker Václav Havel, der Schriftsteller Bohumil Hrabal, der Maler und Grafiker Adolf Born, die Chansonsängerin Hana Hegerová, der Regisseur Jiří Menzel, die Pianistin und Cembalistin Zuzana Růžičková sowie die Opernsängerin Magdaléna Kožená Auszeichnungen dieses renommierten Ordens des französischen Kultusministeriums.
Zu den internationalen Preisträgern zählen unter anderem die Schauspieler Sean Connery, Clint Eastwood, Bruce Willis und George Clooney, die Schauspielerinnen Audrey Hepburn und Meryl Streep, die Sänger und Musiker Bono, David Bowie und Bob Dylan, die Schriftsteller Ray Bradbury und Paulo Coelho sowie der Regisseur und Drehbuchautor Tim Burton.
Sein ganzes Leben bei Moser
Zdeněk Drobnýs gesamte berufliche Laufbahn war untrennbar mit der Glasmanufaktur Moser verbunden. Nach 51 Jahren im Dienst ging er 2022 in den Ruhestand. Sein letztes Werk war die berühmte Vase Pear des Designers Lukáš Jabůrek. Anlässlich der Verleihung dieser französischen Auszeichnung kehrte Zdeněk Drobný jedoch kurzfristig in die Glasmanufaktur zurück und schuf für das Fest einen gänzlich neuen Entwurf: die Vase Era. „Am Ofen zu arbeiten, ist herausfordernd. Ich habe mich gefragt, ob ich mit 80 Jahren eine so komplexe Vase noch schaffen könnte – doch es lief fantastisch“, berichtet Zdeněk Drobný über die neue Vase, die von Mosers Art Director Jan Plecháč gestaltet wurde. Das Glasblasen dieser Form erfordert wahre Meisterschaft sowie exzellente körperliche Kondition – beides bringt Zdeněk Drobný mit. Er lebt gesund, treibt seit Kindheitstagen Sport und hält sich weiterhin mit Gymnastik, Lauftraining und Radfahren fit. Im vergangenen Jahr legte er beeindruckende 8.600 km auf dem Fahrrad zurück.
Sein ganzes Leben ist eng mit Moser verknüpft. Geboren in Karlovy Vary, besuchte er die Glasmanufaktur bereits als Junge. Als Lehrling wurde er von Glasmeister Anton Schmiedkunz aufgenommen, der sein Talent und seine Begeisterung erkannte. Noch heute blickt Zdeněk Drobný mit großer Dankbarkeit auf ihn zurück: „Ich verdanke ihm alles, was ich weiß. Er war Deutscher und hatte Schwierigkeiten mit der tschechischen Sprache. Sein Vater, ebenfalls Glasmeister bei Moser, fiel als Wehrmachtssoldat in der Nähe von Stalingrad. Er führte mich bei meinen ersten Schritten ans Werk heran. Ich beobachtete, wie er das Blasrohr zur Hand nahm, wie er seine Hand bewegte, und er lehrte mich Handwerkskunst, Disziplin und Wertschätzung gegenüber anderen.“
Moser für Prinzessinnen und Königinnen
Zdeněk Drobný begann 1971 seine Tätigkeit in der Manufaktur. Er formte die anspruchsvollsten Trinkglas-Kollektionen, darunter solche, die später auf königlichen Tafeln ihren Platz fanden. Sein Metier war die Barock-Kollektion, bei der er in den Stielen der Gläser kristalline Tropfen einblasen musste – eine Aufgabe, die nur wahren Meistern vorbehalten ist. Eine besondere Vorliebe hatte er zudem für die Paula-Kollektion: „Sie ist wunderschön, ja für mich geradezu hochzeitlich; mit diesen Gläsern haben wir auf meiner Hochzeit angestoßen.“ Für Camilla, die Ehefrau von König Charles III. von England, fertigte er eigens diese pink unterlegte Serie an. Darüber hinaus gelang es ihm, das über 100 Jahre alte Originalverfahren des eingelegten Kristalls wieder aufleben zu lassen: Bei dieser Technik wird eine Schicht aus geschmolzenem Glas in Form von Schnittblüten in die Gefäßwandungen von Vasen und Schalen eingearbeitet – eine einzigartige Fertigkeit, die nur bei Moser beherrscht wird.
Er erinnert sich auch an zahlreiche Persönlichkeiten, die das Werk der Moser-Glasmacher vor Ort bestaunten. So versuchte Präsident Václav Havel selbst, Glas zu blasen; Prinzessin Chulabhorn von Thailand kam persönlich, um Gläser für ihren königlichen Vater auszuwählen; und König Juan Carlos I. von Spanien sowie seine Frau Sofía besuchten die Manufaktur. „Die Königin stand neben mir und sah zu, wie ich das Glas blies – dann schenkte ich ihr das fertige Stück. Später sah ich im Fernsehen, wie sie es während der gesamten Werksführung nicht aus der Hand legte.“ Als der Sohn des jetzigen spanischen Königs, Felipe VI., heiratete, stießen das Brautpaar und die Gäste mit Moser-Gläsern der Copenhagen-Kollektion an. Auch der Besuch der Enkel des Firmengründers Ludwig Moser war für ihn bewegend: Sie reisten 1997 aus den USA anlässlich des 140-jährigen Jubiläums der Gründung und ließen sich von Zdeněk Drobný in die Kunst des Kristallblasens einweisen – jener Kunst, die ihn seit seiner Kindheit fasziniert.
Dankbarkeit und Liebe
„Als ich erfuhr, dass ich die Medaille eines Ritters erhalten würde, kamen mir die Tränen, und meine Gedanken galten sofort den alten Meistern, allen voran Herrn Schmiedkunz. Ohne sie hätte ich diese Ehre niemals erfahren. Es betrübt mich, dass sie nicht mehr lebten, um diese Ehre zu sehen. Doch sobald ich die Medaille in Händen halte, werde ich sie dem Sohn von Herrn Schmiedkunz zeigen, der ebenfalls bei Moser arbeitet – denn diese Auszeichnung gehört nicht nur mir, sondern auch seinem Vater“, erklärt der frisch zum Ritter geschlagene Glasmeister Zdeněk Drobný voller Dankbarkeit.
Zdeněk Drobný hat zudem einen würdigen Nachfolger: den talentierten Vlastimil Habart. Er hat ihm sein Lebenswerk, seine Glasbläserpfeife und weitere Werkzeuge übergeben – und das mit Gewissheit im Herzen. „Für mich war von Anfang an klar, dass Vlastimil für das Glas geboren ist, genauso wie ich.“